🎯 Six Sigma – Qualität messbar machen und Prozesse optimieren

Was ist Six Sigma?

Six Sigma ist ein datengetriebenes Managementsystem zur Prozessverbesserung. Es wurde ursprünglich in den 1980er Jahren bei Motorola entwickelt und später von Unternehmen wie General Electric (GE) großflächig angewendet. Ziel von Six Sigma ist es, Fehler in Geschäfts- und Produktionsprozessen drastisch zu reduzieren – idealerweise auf ein Niveau von 3,4 Fehlern pro Million Möglichkeiten (engl. Defects Per Million Opportunities, DPMO).

Six Sigma beruht auf dem Gedanken, dass Prozesse messbar, analysierbar, verbesserbar und kontrollierbar sind – kurz: DMAIC.


🔄 Der DMAIC-Zyklus – Das Herzstück von Six Sigma

DMAIC steht für die fünf Phasen eines Six Sigma-Projekts:

  1. D – Define (Definieren):
    Problem, Projektziel, Kundenanforderungen und Prozesse klar definieren.
  2. M – Measure (Messen):
    Relevante Daten sammeln, um den aktuellen Zustand zu quantifizieren.
  3. A – Analyze (Analysieren):
    Ursachen für Fehler oder Schwankungen im Prozess identifizieren.
  4. I – Improve (Verbessern):
    Lösungen entwickeln, testen und implementieren, um Prozessleistung zu steigern.
  5. C – Control (Kontrollieren):
    Neue Prozessstandards festlegen, um dauerhafte Verbesserungen sicherzustellen.

📏 Statistische Grundlage

Six Sigma verwendet statistische Methoden zur Prozessanalyse, insbesondere:

  • Standardabweichung (σ) – ein Maß für die Streuung eines Prozesses.
  • Prozessfähigkeit (Cp, Cpk) – gibt an, wie gut ein Prozess innerhalb von Toleranzen arbeitet.
  • Hypothesentests, Regressionsanalyse, Histogramme, etc.

🎓 Rollen im Six Sigma-Projekt

Six Sigma arbeitet mit einem strukturierten Rollensystem, das sich an den Farben von Kampfsportgürteln orientiert:

  • Champion: Management-Sponsor, der Projekte unterstützt
  • Master Black Belt: Methodenspezialist, Coach
  • Black Belt: Projektleiter mit voller Verantwortung
  • Green Belt: Projektmitarbeiter, oft in Teilzeit
  • Yellow Belt: Grundkenntnisse, unterstützt im Team

🧪 Beispiel: Anwendung von Six Sigma in einem Produktionsbetrieb

Szenario: Reduzierung von Ausschuss bei der Herstellung von Kunststoffteilen

1. Define:

Das Unternehmen stellt Kunststoffteile im Spritzgussverfahren her. Die Ausschussrate beträgt 7 %, was zu hohen Kosten führt. Ziel: Reduzierung der Ausschussrate auf unter 2 % in 6 Monaten.

2. Measure:

Ein Team erfasst Produktionsdaten:

  • Maschinentypen
  • Temperaturprofile
  • Zykluszeiten
  • Fehlerarten (z. B. Lufteinschlüsse, Verzug)
    Die aktuelle Prozessleistung wird als Sigma-Level von 2,1 berechnet.

3. Analyze:

Mit Pareto-Analyse zeigt sich, dass 80 % der Fehler durch Lufteinschlüsse entstehen.
Eine Ursachen-Wirkungs-Analyse (Ishikawa-Diagramm) zeigt mögliche Ursachen:

  • Ungeeignete Werkzeugtemperatur
  • Unzureichende Entlüftung der Form
  • Zu hohe Einspritzgeschwindigkeit

4. Improve:

Das Team experimentiert mit Parametereinstellungen. Durch die Einführung eines neuen Entlüftungssystems und einer optimierten Einspritzkurve sinkt die Ausschussrate auf 1,8 %.

5. Control:

Ein Standardarbeitsanweisungsdokument wird erstellt, Sensoren für die Werkzeugtemperatur werden eingebaut, und Prozesskennzahlen werden in Echtzeit überwacht. Eine Control-Chart (SPC) wird eingeführt, um künftige Abweichungen schnell zu erkennen.


✅ Vorteile von Six Sigma

  • Deutliche Qualitätsverbesserung
  • Kostenreduktion durch weniger Fehler und Nacharbeit
  • Höhere Kundenzufriedenheit
  • Datenbasierte Entscheidungen statt Bauchgefühl
  • Standardisierte Prozesse

🧩 Resume

Six Sigma ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein bewährter Ansatz, um systematisch Prozesse zu verbessern und Qualität auf höchstem Niveau zu sichern. Die Kombination aus Statistik, Prozessverständnis und strukturierter Problemlösung macht Six Sigma besonders wertvoll – ob in der Produktion, im Dienstleistungsbereich oder in der IT.