FHEM
FHEM – Die flexible Open-Source-Lösung für die lokale Smart-Home-Automatisierung
FHEM (kurz für "Freundliche Hausautomatisierung und Energie-Messung") ist ein leistungsstarkes, quelloffenes Smart-Home-System zur lokalen Steuerung und Automatisierung unterschiedlichster Geräte und Technologien im privaten wie auch semi-professionellen Umfeld. Entwickelt in Perl und unter der GPL lizenziert, zeichnet sich FHEM besonders durch seine hohe Anpassungsfähigkeit, Gerätevielfalt und völlige Unabhängigkeit von Cloud-Diensten aus.
Einsatzgebiete von FHEM
FHEM kommt in verschiedensten Bereichen der Hausautomatisierung zum Einsatz, etwa:
- Beleuchtungssteuerung: Zeit-, sensor- oder ereignisbasierte Lichtschaltungen, Dimmfunktionen, RGB-Steuerung und Szenen.
- Heizungs- und Klimaregelung: Intelligente Heizkörper-Thermostate, Raumtemperaturregelung, Fensterkontakte, Lüftungssteuerung.
- Energie-Monitoring: Integration von Strom-, Wasser- oder Gaszählern zur Analyse und Visualisierung des Energieverbrauchs.
- Sicherheit und Überwachung: Fenster-/Türkontakte, Bewegungsmelder, Alarmanlagen, Kamerasysteme.
- Multimedia-Steuerung: Anbindung von Fernsehern, Audio-Systemen, Internetradio oder Sprachsynthese.
- Haushaltsgeräte und Alltagsautomatisierung: Staubsaugerroboter, Waschmaschinenbenachrichtigung, automatische Rollläden.
FHEM ist dabei herstellerunabhängig und unterstützt über 300 Module für zahlreiche Funkprotokolle, Systeme und Gateways – darunter:
- Homematic / Homematic IP
- EnOcean
- Z-Wave
- Zigbee (z. B. über Zigbee2MQTT)
- MQTT (z. B. für Tasmota, ESPHome, Shelly)
- KNX
- 1-Wire
- Philips Hue
- Fritz!Box, Sonos, Logitech Harmony u. v. m.
Was FHEM kann
- Lokale Steuerung ohne Cloud: Alle Daten und Automatisierungslogiken bleiben im lokalen Netzwerk – ein großer Pluspunkt für Datenschutz und Ausfallsicherheit.
- Feingranulare Automatisierung: FHEM bietet ein umfangreiches Regelsystem mit Bedingungen, Zeitsteuerung, Sensorwerten und Zuständen (z. B. „Wenn Fenster geöffnet & Temperatur < 20 °C, dann Heizung aus“).
- Visualisierung: Mit Tools wie FHEMWEB, FTUI oder SmartVisu lassen sich individuelle Benutzeroberflächen zur Steuerung und Anzeige erstellen.
- Protokoll- und Herstellervielfalt: Kaum ein anderes System unterstützt so viele verschiedene Schnittstellen und Standards.
- Langzeitstabilität: Viele Installationen laufen über Jahre stabil und ohne Unterbrechung, besonders auf Plattformen wie dem Raspberry Pi, Intel NUC oder dedizierten Servern.
- Community und Erweiterbarkeit: FHEM lebt von einer aktiven Entwickler-Community. Neue Module und Funktionen werden kontinuierlich entwickelt und bereitgestellt.
Was FHEM nicht (oder nur eingeschränkt) kann
- Einfache, grafische Einrichtung: Im Gegensatz zu modernen, app-basierten Systemen wie Home Assistant oder Homey ist FHEM stark textbasiert. Die Einrichtung erfolgt über Konfigurationsbefehle und -dateien, was technisches Grundverständnis erfordert.
- Intuitive Benutzeroberfläche: Die mitgelieferte Web-Oberfläche (FHEMWEB) ist funktional, aber optisch und ergonomisch nicht auf dem Niveau moderner Dashboards. Erweiterungen wie FTUI oder TabletUI verbessern dies, erfordern aber Zusatzaufwand.
- Keine native mobile App: Es gibt keine offizielle FHEM-App für iOS oder Android. Mobilzugriff ist über das Webinterface möglich oder durch Integration in Dritt-Apps wie Home Remote oder ImperiHome.
- Komplexität bei Skalierung: Mit wachsender Geräteanzahl und Automatisierungslogik kann die Konfiguration schnell komplex und schwer wartbar werden, wenn keine gute Struktur eingehalten wird.
- Kein Plug-and-Play: Neue Geräte oder Module benötigen meist manuelle Konfiguration und oft Recherche in Foren oder der Dokumentation.
FHEM im Vergleich zu anderen Smart-Home-Systemen
Kriterium |
FHEM |
Cloud-Systeme (z. B. Alexa, Google) |
Andere Open Source Systeme (z. B. Home Assistant) |
Datenschutz |
Sehr hoch (lokal, keine Cloud) |
Gering bis mittel (datenintensiv) |
Hoch (meist lokal, optional Cloud) |
Einrichtung |
Komplex, textbasiert |
Sehr einfach (App-basiert) |
Mittel (Web-UI mit YAML oder GUI) |
Flexibilität |
Extrem hoch, aber technisch |
Eingeschränkt |
Hoch (aber teils proprietär) |
Visuelle Steuerung |
Möglich, aber manuell zu erstellen |
Sehr ansprechend, App-gesteuert |
Modern, viele Dashboards verfügbar |
Kosten |
Keine Lizenzkosten, Open Source |
Teils kostenlos, teils Abo-Modelle |
Ebenfalls Open Source |
Fazit
FHEM ist eine mächtige, erprobte und äußerst flexible Plattform für Anwender, die Wert auf Datenschutz, Kontrolle und technische Freiheit legen. Ideal für Bastler, Technikaffine und alle, die bereit sind, Zeit in die Einarbeitung zu investieren. Wer jedoch auf eine „plug-and-play“-Erfahrung, mobile Apps und moderne Oberflächen setzt, könnte sich bei Systemen wie Home Assistant, ioBroker oder Homey wohler fühlen.
Trotz seines Alters ist FHEM auch heute noch ein zuverlässiges Rückgrat für individuelle Smart-Home-Lösungen – besonders, wenn maximale Offenheit und lokale Steuerung gefragt sind.